Mieten oder Kaufen? Was ist besser? Eine der wichtigsten Fragen, die sich immer wieder durch die Wirtschaftslehre zieht. An dieser Frage kann man sich die Zähne ausbeißen. Denn eine eindeutige Antwort gibt es dafür nicht. Das Optimum ist von Firma zu Firma verschieden. Allerdings zeigt die Erfahrung, dass für Firmen, die in hohem Maße an der Kapitalrendite interessiert sind, Miete fast immer günstiger ist als Kaufen. Wir zeigen, wieso das so ist und warum die Antwort für manche Unternehmen anders ausfallen würde. Das ganze spielen wir anhand einer Fallstudie aus der Baubranche durch, mit der wir neulich zu tun hatten. Ein Fall direkt aus der Praxis.
Ausgangssituation: Firma für Spezialtiefbau
Unter der Lupe haben wir heute eine Tiefbau Firma. Diese befindet sich in der Hand von Investoren und möchte so wirtschaftlich wie möglich arbeiten. In einer solchen Baufirma werden jede Menge Gerätschaften benötigt. Sie werden immer wieder genutzt, wenn man von einer Baustelle zur nächsten geht. Typische Tools sind:
- Verbau-Elemente, Zäune und sonstiges Material zur Sicherung der Baugrube
- Gerüste
- Werkzeuge
- Kräne / Baugeräte / Baumaschinen / Spezialmaschinen
- Containerwägen
Und noch jede Menge mehr. Sie werden immer wieder genutzt. Manche nahezu täglich. Andere nur gelegentlich.
Wie soll das Unternehmen für Spezialtiefbau vorgehen? Welche Ausrüstung sollte man mieten bzw. leasen? Und welche kauft man besser? Wie lässt sich die Kapitalrendite optimieren? Als Beispiel für die Kalkulation nutzen wir die Verbau-Ausrüstung.
Was ist ein Verbau?
Verbauausrüstung umfasst all diejenigen Gegenstände, die dazu genutzt werden, um eine Baugrube vor dem Einsturz zu sichern oder gegen einfallende Elemente abzustützen. In der Regel gibt es dafür diese Optionen:
- Trägerbohlwände
- Verbauboxen
- Gleitschienen-Verbaueinheiten
- Bohrpfahlwand
- Schlitzwand
- Spundwand
Die Trägerbohlwände werden häufig auch Berliner Verbau genannt, weil sie zum ersten Mal beim Bau der Berliner U-Bahn eingesetzt wurden. Verbauboxen bestehen aus Stahlwänden, die ineinandergreifen. Bohrpfahlwände dienen im Tiefbau vor allem dazu, um zu weiche Erde zu stabilisieren.
Verbauelemente – mieten oder kaufen?
Zwei wesentliche Gründe sprechen dafür Verbausysteme und Ausrüstung jeglicher Art zu mieten, sofern das möglich ist.
Kapitalbindung für Anschaffungen ist teuer
Als Baufirma in den Händen privater Investoren ist man ein Unternehmen mit Risiko. Aus diesem Grund erwarten die Geber von Eigenkapital eine deutlich höhere Rendite als die Zinsen auf der Bank oder andere risikoarme Investments.
Beim Fremdkapital sieht die Sache so aus, dass die Banken den Zins nach der Risikoklasse ansetzen. Zudem gibt es ein Limit in Sachen Verschuldungsquote. Man kann also nicht unendlich viel Kredit aufnehmen, sondern muss im Kontingent bleiben.
Aus diesen beiden Umständen ergibt sich, dass es ein kostspieliges Unterfangen ist Anschaffungen zu tätigen. Jede Maschine, in die man investiert oder jeglicher Ausrüstung, die man kauft, wird mit Eigenkapital oder Fremdkapital finanziert. Das gilt in dem Fall für Verbauelemente genauso. Irgendeinen Tod muss man immer sterben und in diesem Fall sind beide Tode unangenehm. In beiden Situationen ist der Preis für die Kapitalbindung ein hoher. Diese Beträge muss man erst einmal aus der Tätigkeit erwirtschaften und das ist nicht immer leicht.
Mieten auf der anderen Seite ist deswegen vorteilhaft, weil die Kosten dafür niedriger sein werden. Es gibt Firmen, deren Geschäftsmodell es ist Gegenstände jeglicher Art zu kaufen und sie dann an andere B2B Partner zu vermieten. Im Mietpreis spiegeln sich die Anschaffungskosten der Ausrüstung plus ein Aufschlag, um den Investoren eine Rendite zu verschaffen. Dieser Aufschlag ist meist niedriger als es die Kosten der Kapitalbindung sind. Warum? Weil die Anleger, die ihr Geld in eine Baufirma stecken risikofreudig sind. Sie wollen dafür eine relativ hohe Rendite einstecken. Die Investoren bei der Vermieter Firma sind eher risikoscheu. Ihnen reicht eine geringere Verzinsung ihres Geldes. Aus diesem Grund wählen sie lieber ein Geschäftsmodell, welches ihnen stabile und sichere Erträge bringt. Die möglichen Gewinne sind nach oben hin limitiert, aber das ist ihnen egal.
Oft ist es sogar so, dass Baufirmen zu solchen Unternehmen gehen können, um an Ausrüstung durch Mieten zu gelangen. Sie sagen ihnen, dass sie Verbausysteme, Druckluftwerkzeuge oder sonstige Baugeräte brauchen. Die Vermieter kaufen es ein und vermieten sie dann weiter.
Etwas Vorsicht ist nur geboten bei der Gestaltung der Verträge und der Mietdauer. Sollte ein solcher Mietvertrag so aussehen, als handele es sich in Wirklichkeit um einen Kauf auf Raten, dann greifen die Regeln zur Bilanzierung von Leasing-Verträgen. So lange es sich um echte Mieten handelt, bleibt die Bilanz davon frei und die Mietzahlungen gehen direkt in die GuV.
Lager-Kosten von gekauften Gegenständen
Jetzt ist die Bauwirtschaft ja ein richtig komplexes Geschäft. Man benötigt ständig Baumaschinen und anderes Equipment auf der Baustelle. Doch nicht immer gibt es einen fließenden Übergang von einem Job zum nächsten, sondern Abstände dazwischen. Oder, manchmal muss man mehrere Projekte gleichzeitig betreuen und die Ausrüstung reicht nicht aus. In dem Fall kaufen Unternehmen die notwendigen Dinge auf Vorrat. Zur Folge hat dies, dass die Sachen in beiden Fällen irgendwo aufbewahrt werden müssen. Lagerung wiederum ist nicht billig. In Zeiten steigender Immobilienpreise ist Lagerplatz ein Gut, welches immer mehr Geld kosten wird. Entweder schafft die Baufirma irgendwo Platz an, indem sie ein Lagerhaus unterhält. Oder sie mietet irgendwo Räumlichkeiten an, in denen alles untergebracht wird. Dies wiederum bindet reichlich Kapital und erfordert einiges an Verwaltungsaufwand. Wer dagegen die Ausrüstung mietet, der entledigt sich dieser Problematik komplett. Der Vermieter hat normalerweise eine eigene Geschäftsstelle mit Lager. Dort können die Sachen abgeholt und wieder zurückgebracht werden.
Fazit
An diesem Beispiel zeigt sich, dass es bei der Frage nach Kauf oder Leasing immer um das gleiche Problem geht. Mietkosten gegen die Kosten der Kapitalbindung bzw. der Finanzierung abzuwägen. Vor allem diejenigen Firmen, die an den Kapitalmärkten aktiv sind, achten ganz penibel darauf jegliche Art von Aktiva zu vermeiden und stattdessen mit einer Vermietung zusammenzuarbeiten. Sie haben ein großes Interesse daran den Bedarf an Finanzierungsmitteln niedrig zu halten. Dafür nutzen sie Angebote wie Leasing und Vermietung bis zum Exzess. Manchmal akzeptieren sie dafür sogar einen Mietpreis, der teilweise über den Kosten liegt, die ein Kredit bei der Bank verursachen würde. Ihrer Interessenlage kommt das immer noch entgegen.
Auf der anderen Seite gibt es diejenigen Firmen, die solche Probleme nicht haben. Zum Beispiel weil sie familiengeführt sind. Für sie sind solche Methoden nicht immer optimal. Sie versuchen eher die Rendite zu maximieren und achten weniger auf das gebundene Kapital. Für sie ist es wichtig, dass die Firma läuft und dass die Gewinne in Ordnung sind. Sollte Bedarf an Kapital da sein, dann schießen sie auch mal etwas nach, um es dann später wieder aus dem Betriebsvermögen herauszunehmen. Oder, sie nehmen eben einen günstigen Kredit auf, weil ihr Rahmen noch bei weitem nicht ausgeschöpft ist und ihre Risikoklasse niedrig ist.
Heißt letztendlich: Eine optimale Antwort auf diese wichtige Frage der Betriebswirtschaft wird es nicht geben. Bei diesem Sachverhalt kommt es nämlich auf verschiedene Faktoren an. Entscheidend sind die Kosten für Eigenfinanzierung und Fremdfinanzierung. Zudem die Preise für Immobilien und Lagerplatz. Je nach deren Höhe entwickeln sich die Resultate der Kalkulation unterschiedlich.